Ostpreußisches Warmblutpferd Trakehner Abstammung

Dreh- und  Angelpunkt der heutigen Trakehner Zucht, ist das frühere Ostpreußen, insbesondere die östlichen Provinzen wo sich bis 1944 das Hauptgestüt Trakehnen befand.
Das Gebiet gehört heute zu Russland und ist weitegehend verweist.

Das Schloß von Trakehnen, das 1723 gegründet wurde, wurde inzwischen durch Spenden wieder recht ansehnlich hergerichtet und wird von Pferdefreunden aus Ausflugsziel genutzt.
Dass der Wiederherstellen einer Fassade ausgleichen kann was Trakehnen und vor allem seiner Zucht und allen Menschen in diesem Gebiet angetan wurde, entschädigen soll , klingt fast zynisch.
Das Land Ostpreußen selbst ist seit dem 13.Jahrhundert besiedelt und es gibt deutliche Hinweise darauf, dass seit dieser Zeit bereits Pferdezucht betrieben wurde. Nachdem Ostpreußen ein sehr fruchtbares Land ist, kann man das verstehen, denn es wurden Arbeitstiere gebraucht.
Schon im 16.Jahrhundert wurde überdies eine recht planmäßige Zucht zur Versorgung der Truppen durchgeführt
Er eigentliche Zuchtanfang beginnt mit der Gründung des „Stutamtes“ Trakehnen im Jahre 1723. Bis heute zeugt der Torbogen des Gestütes von der einstigen Pracht und Schönheit dieser Einrichtung.

Trakehnen hatte im Laufe seiner Geschichte viel zu erleiden. Insgesamt 4x musste das Gestüt gewaltsam geräumt werden.
Im Krieg 1806-07 musste sich Trakehnen ins russische , 1812 nach Schlesien, 1914 nach Westen uns zu letzt 1944.

Bei jeder dieser Fluchten wurde die Anzahl der Pferde um tausende verringert, trotzdem ist es bis heute
 nicht gelungen den Züchtergeist von Trakehnen auszureißen.
Aus einem Bestand von 1200 gesammelten Fluchtpferden konnte sich das Ostpreußische Warmblutpferd Trakehner Abstammung weltweit verbreiten.

Die wichtigsten Pferde eines Gestütes sind grundsätzlich die Hengste. Nachdem in Trakehnen seit Jahrhunderten vor allem leicht und gut rittige Pferde mit Festem Charakter zur Versorgung des Militärs gezüchtet wurden, mussten auch schon früh endsprechend edle Hengste eigestellt werden.
Der erste dieser Schar war Persianer, der 12 Jahre für das Gestüt deckte und viel Adel in die Zucht brachte. Wenn man bedenkt, dass dieser Hengst schon zum Einsatz kam BEVOR Eclipse geboren wurde, steht außer Frage, welche Klasse das Trakehnerpferd aufweist. In den ersten Jahrzehnten der Zucht, wurden hauptsächlich orientalische Hengste eingesetzt.
Nachdem auch aus England Englisches Vollblut mehr und mehr verfügbar wurde, zog man auch dieses Blut erfolgreich heran. Schon sehr früh, nahmen Gründerhengste wie Touchstone xx einen ausgeprägten Einfluss auf die Zucht.
Andere Hengste haben schon von frühester Zuchtgeschichte an den Typ des Trakehners geprägt. Flügel gehört zu ihnen.
Noch heute kann der Typ dieses Hengstes als Maßstab für die Zucht genommen werden.
Dem Dreiviertelblüter Morgenstrahl, der auch Hauptbeschäler in Trakehnen war, widmete man sogar ein Standbild vor dem Schloss das jedoch im ersten Weltkrieg entwendet wurde.
Ein weiterer ganz wichtiger Hengst ist Perfectionist xx. Er war ein Sohn des berühmten Persimon und wurde selbst Vater von Tempelhüter, dem 1916 geborenen Hautbeschäler, der die Nachfolge auf dem Podest vor dem Trakehner Schloss antrat und dessen Plastik heute im Russischen Landwirtschaftsmuseum in Moskau zu sehen ist. Ein Abguss steht vor dem Pferdemuseum in Verden.
Tempelhüter gilt auch heute, also nach 1945 als das Maß aller Dinge in der Trakehner Zucht.
Man kann ohne Zweifel von einem besonderen Wert sprechen, wenn man heute noch ein Pferd besitzt, das sein Blut führt.
Durch den sehr geringen Hengstbestand der aus Ostpreußen gerettet werden konnte, musste die Zucht in ihren Anfängen beim Wiederaufbau auf viel Edelblut zurückgreifen, um eine neue Grundlage zu schaffen.
Auch die wenigen aus Privatgestüten geretteten Pferde wurden gesammelt und in die Zucht integriert.
Zu den einzelnen original Trakehner Hengsten zählt etwa noch Absalon, dem man mit Sicherheit extra erwähnen sollte, da er Tempelhüter und Morgenstrahl, also gleich beide Hauptbeschäler im Blut hat.
Der Hengst Anno ist sogar auf Morgenstrahl ingezogen. Hamid führt 2x Dampfross in Verbindung mit Tempelhüte und Morgenstrahl. Der Trakehner Schimmelhengst Lateran führt neben dem Blutanschluss auf Tempelhüter, Morgenstrahl und den großartigen Cancara. Lateran hat auch in der Bundeszucht hervorragendes geleistet.
Der Trakehner Sporn hat sich vor allem in der Dressurpferdezucht bewährt. Die beiden wichtigsten Typvererber in der Nachkriegszeit sind aber eindeutig Tropenwald und Totilas.
Totilas der Sohn des großartigen Pythagoras führt sogar 3x Tempelhüter und einmal Dampfross. Zu den bewährtesten Privathengsten zählen Humbold (Klein Kräwen) und Seneca(Weedern) Er führt väterlicherseits Tempelhüter und mütterlicherseits den großen Weederner Gestütshengst Bulgarenzar.
Der erstklassige Gabriel hat sich wieder für die Dressurzucht bewährt.
Von den Bluthengsten steht Famulus an erster Stelle.
Er war zwar kein Vollblut, hat sich aber insbesondere im Springsport durchgesetzt und wurde berühmt durch den Sieg seines Sohnes Abdullah im Mannschaftsspringen 1984 in Los Angeles.
Auch sein Vater Donauwind von Pregel hat sich in der Springpferdezucht bewährt.
Der Größte Dressurpferdevererber in der Trakehnerzucht, um nicht zu sagen aller Zeiten ist der Hengst Flaneur. Flaneur ist heute aus der Dressurpferdezucht nicht mehr wegzudenken, denn ohne ihn würde es so manchen Klassehengst gar nicht geben. Flaneur ist in Bayern auf dem Gestüt Schwaighof geboren und zeugte den zur Legende gewordenen Traumhengst Arongo, der sich unter anderem in dem Dressurchrack Partout verewigen konnte. Auch der herausragende Caprimond ist auf Flaneur ingezogen.
Flaneurblut ist weit verbreitet und doch wird es eigentlich zu gering geachtet.
Auch der erfolgreiche Grafenstolz führt Flaneur. Junge Dressurhengste wie Kaiserdom und Kaiserkult, kommen ohne Flaneur ebenso wenig aus wie der einmalig gezogene Schimmelhengst Schampus. Nicht nur seine Mutter Suleiken IV geht direkt auf die Trakehnergestütsfamilie Suska 689 zurück, sondern fast alle seine Vormütter schließen an Trakehnen an.
Flaneurs Vollbruder Mahdi hat der Bayerischen Landeszucht hervorragende Pferde hinterlassen. Man denke an Fleur F aus der Zucht von Martin Niedermayr.
Es ist für mich eine recht traurige Entwicklung, dass in der heutigen Trakehnerzucht derselbe Fehler begangen wird, wie in vielen anderen Zuchten, wo das Äußere eines Pferdes schwerer zu wiegen scheint als die Abstammung.
Durch die übermäßige Beigabe arabischen Blutes hat sich überdies das Bild des Trakehners seit Flügel und Morgenstrahl gravierend verändert.
Gute Vollblutlinien mit sicherer Vererbung, werden verschmäht.
So gibt es etwa von dem Hengst Tagant xx fast keine Trakehner Nachkommen mehr. Das gleiche gilt für Nandino xx.
Es bleibt zu hoffen, dass man sich rechtzeitig des alten Lehndorfschen Züchtergeistes zurückbesinnt, bevor der Trakehner gänzlich sein Gesicht verloren hat.
Auch die so wichtigen Trakehnerstutenfamilien werden immer seltener oder sie werden durch Beigabe von zu viel Fremdblut genetisch verändert. Man ist versucht den Apell an die Zucht anzubringen, bitte dem Trakehner sein altes, schönes Gesicht zu erhalten oder wiederzugeben.
Das Trakehnerpferd hat alle Stürme bisher überstanden. Es hat sich bewährt und hat gezeigt, dass "Phönix aus der Asche"  kein Mythos sein muss.
Wir müssen der Rasse helfen weiterzubestehen. Das Warmblutpferd Trakehner Abstammung ist ein deutsches Kulturgut, vielleicht das letzte das uns geblieben ist.

Wir sollten stolz darauf sein!